Ostenfelde – Seit Anfang der 70er Jahre führt der gebürtige Grevener Regie bei der Laienspielschar in Ostenfelde. Schwartze, der als Lehrer 1970 nach Ostenfelde zog, wurde vom Kolpingverein gefragt, ob er nicht das Zepter des Theaters übernehmen wollte, und seitdem ist er dabei. Anfangs wurden Theaterstücke gekauft; seit 1992 hat Schwartze angefangen, die Stücke selbst zu schreiben. „Eigentlich mehr aus der Not heraus, weil keine passenden Stücke auf dem plattdeutschen Markt zu haben waren.“ Ihm begann das Schreiben immer mehr Spaß zu machen, und so war es kein Wunder, dass die Plattdeutsche Theatergruppe bei einem Wettbewerb des WDR-Hörfunks in Münster einen „Sonderpreis für eine besonders unkonventionelle Inszenierung“ gewann. Noch heute steht der Preis, eine Skulptur, bei Familie Schwartze im Wohnzimmer.
In der Theatersaison 2015/2016 führten die Darsteller Schwartzes 23. Stück auf. Und wieder hat der Regisseur, der auch dieses Jahr nicht nur hinter der Bühne agiert, sondern auch auf den Brettern, die die Welt bedeuten, den Darstellern ihre Rollen auf den Leib geschrieben, so dass alle Mitwirkenden ihr komödiantisches Talent unter Beweis stellen können. Das ist ihm nur möglich, weil er seine Darsteller so genau kennt; ihre mimischen, darstellerischen und sprachlichen Möglichkeiten.
Doch zunächst einmal widmete sich Schwartze einer ganz anderen Richtung in seinem Leben. Nach seinem Studium der Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Münster und anschließendem Lehramt war er neben seiner Tätigkeit als Lehrer an den Hauptschulen Ostenfelde/Westkirchen sowie Ennigerloh als Fachleiter für das Fach Deutsch am Bezirksseminar und Studienseminar tätig. Für Schwartze, der nach eigenen Angaben aus einer Pädagogenfamilie stammt, war dieser Weg sozusagen vorprogrammiert. „Es machte mir ungeheuren Spaß, mit angehenden Lehrern zu arbeiten“, sagt er; 14 Jahre lang nahm er diese Aufgabe wahr, ehe er zur Bezirksregierung Münster wechselte.
![Portrait Hans Schwarze Foto]()
Hans Schwartze in seinem Wohnzimmer
Nebenbei veröffentlichte der Familienvater mehrere Sprachbücher und Rechtschreibmaterialien für den Deutschunterricht; seit ca. 5 Jahren gibt er bei der Volkshochschule Oelde-Ennigerloh, Ahlen und Beckum Plattdeutsch-Kurse.
Doch woher nimmt Schwartze seine Ideen, die er aufs Papier bringt? Schwartze kann die Frage nicht wirklich beantworten. „Nichts ist vorgedacht, und es existiert auch nicht wirklich ein Plan, wenn ich mich – ausschließlich nachts – an den Computer setze und mit dem Schreiben beginne“, verrät er. „Die Ideen kommen, und die Handlung entwickelt sich selbständig.“ Er ließe einfach vor seinem Auge den Vorhang aufgehen und stelle sich dann eine Person oder Personengruppe auf der Bühne vor. So entsteht Szene um Szene. Zum Beispiel ein Kiepenkerl auf einem Bauernhof, ein Beamter an seinem Schreibtisch oder ein Landstreicherehepaar, wie Adam und Eva, dem er in diesem Jahr ein weiteres Mal ein ganzes Theaterstück gewidmet hat. „Adam und Eva kamen in den letzten Jahren beim Publikum gut an“ – so stand die Idee von einer Fortsetzung schnell fest. Brandneue Erlebnisse in drei Akten eben. Das Geschehen um die Zwei entspricht zu einem gewissen Teil tatsächlichen Begebenheiten; alles Andere ist frei erfunden.
Schwartze sagt über das Schreiben selbst: „Es ist für mich so ähnlich, als wenn ich ein Buch lesen würde. Ich bin auf Seite 6 neugierig, was auf Seite 7 geschehen wird.“ Mit dieser inneren Leidenschaft und Freude, zu schreiben, ist das Theaterstück meist nach nur 10 durchgearbeiteten Nächten fertig.
Schwartze erinnert sich, dass einmal die Proben für ein neues Stück begonnen haben, als der dritte und letzte Akt noch gar nicht feststand. Von Nervosität bei den Darstellern jedoch keine Spur. Sie kennen das bereits, „aber manch einer braucht nun einmal den nötigen Druck“, gibt Schwartze zu bedenken.
So schätzt der Wahlostenfelder nicht nur seine Darsteller, denen er immer alles abverlangt, sondern auch seine Zuschauer. Was gibt es Besseres, als nach einer arbeitsreichen Woche mit einem guten plattdeutschen Lustspiel unterhalten zu werden? Schwartze scheint mit seinen Stücken den Nagel auf den Kopf zu treffen, denn die Aufführungen werden Jahr für Jahr gut besucht: Es sind ideenreiche, turbulente Geschichten aus dem Münsterland, nicht frei von Klischees und Vorurteilen. Die Sprache in seinen Stücken ist humorvoll, gespickt mit Wortwitz und oft deftig, aber nie ordinär, wie zum Beispiel im aktuellen Stück, in dem es sage und schreibe 77 plattdeutsche Schimpfwörter gibt.
Scheinbar gehen Schwartze die Ideen nicht aus; und so dürfen sich seine treuen Fans unter den Zuschauern sicher noch auf viele, viele Theaterstück aus seiner Feder freuen.